Lebensüberblick Maria Schüppel

Maria Schüppel

Maria Schüppel wurde 1923 in Chemnitz geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters siedelte sie mit ihrer Familie nach Görlitz über, wo der Organist Eberhard Wenzel ihr erster Klavierlehrer wurde. Später studierte sie in Dresden, Breslau und Weimar Komposition, Klavier, Cembalo und Klarinette. Ihr Staatsexamen legte sie 1945 ganz kurz vor Kriegsende in Weimar ab. Dorthin kehrte sie nach dem Verlust ihrer schlesischen Heimat zurück und arbeitete als Musikpädagogin. Kunstlieder, Märchenmusiken und Volksliedsätze entstanden in dieser Zeit. Sie wurde freie Mitarbeiterin am Weimarer Rundfunk unter Dr. Goslig und komponierte Bühnenmusiken. In Weimar kam sie zum ersten Mal in Berührung mit der Anthroposophie.

1949/50 gelang es Maria Schüppel, in Berlin (Ost) eine Tätigkeit zu finden. Sie befasste sich mit alter Musik, gab Konzerte auf Cembalo und Clavichord und ebenfalls mit neuer Musik, bis hin zum Trautonium mit Dr. Sala. Als 1951 die damalige "Deutsche Hochschule für Musik" (heute Hanns-Eisler-Musikhochschule) gegründet wurde, berief der Direktor Dr. Knepler sie als Dozentin. Später übernahm sie als Studiendirektorin die Leitung einer Abteilung der Hochschule.

Über Westberlin ermöglichten sich erste Kontakte zur Anthroposophischen Gesellschaft.

Nachdem sie wegen ihrer Westkontakte in Schwierigkeiten gekommen war, entschloss sie sich 1957 der Warnung von Freunden zu folgen und Ostberlin zu verlassen. Die Flucht in den Westteil der Stadt erlebte sie als einen Impuls von nun an ihre musikalischen Fähigkeiten in den Dienst der Therapie zu stellen.

"Musiktherapie", das hieß für Maria Schüppel die innige Beziehung zwischen dem Menschen und der Musik zu erforschen, um die subtilen Wirkungen der Musik auf den Menschen vor dem Hintergrund des anthroposophischen Menschenbildes gezielt einsetzen zu können. Seit Kinderzeiten von vielen Musikinstrumenten umgeben, mit allen Instrumentengattungen vertraut, etliche davon selber spielend, galt ihr Interesse in dieser Zeit auch den außereuropäischen Instrumenten und der gesamten musikalischen Kulturentwicklung. Die folgenden Lehr- und Wanderjahre führten Maria Schüppel durch halb Europa und ließen sie lernend, forschend und praktizierend ihren eigenen musiktherapeutischen Ansatz finden in vielfältiger Zusammenarbeit mit heilpädagogischen Institutionen, Kliniken, und in stetigem Austausch mit Musikern und Musiktherapie-interessierten Ärzten. Dr. Gotthard Starke, Edmund Pracht, Dr. Hans Heinrich Engel, Dr. Karl König, Anny von Lange, Prof. Hermann Pfrogner, Dr. Rudolph Treichler wurden Anreger und Berater. In vielen Seminaren und Tagungen hat Maria Schüppel ihre Musiktherapie vorgestellt und bekannt gemacht. In einer Zeit, in der das Wort Musiktherapie in Europa noch weitgehend unbekannt war, gehört Maria Schüppel zu den Pioniergestalten, die diesem Musik-Beruf den Boden bereiten halfen.

Bald fanden sich Menschen ein, die von ihr lernen wollten. Zusammen mit der Musikerin Hildegard Prym baute Maria Schüppel ab 1963 in Berlin einen Ausbildungsgang für Musiktherapie auf, einen der beiden ersten in Deutschland. Auf anthroposophischer Grundlage war diese Ausbildung die Erste überhaupt. 1970 bekamen Therapie und Ausbildung einen institutionellen Rahmen durch die Gründung der Musiktherapeutischen Arbeitsstätte e.V. Berlin, eines gemeinnützigen Vereins.

Für ihre Verdienste um die Entwicklung der Musiktherapie wurde Maria Schüppel im Jahr 1994 die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Musiktherapie verliehen.

Inzwischen hat die nächste Generation durch eine Umgestaltung neue Möglichkeiten geschaffen, diese 30 Jahre lang von Maria Schüppel getragene und entwickelte Ausbildung auch in Zukunft zu erhalten. Diese Umstrukturierung berücksichtigt auch die gemeinsam mit der Medizinischen Sektion der Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach/Schweiz und dem Berufsverband für Anthroposophische Kunsttherapie erarbeiteten Qualifikationsrichtlinien für Anthroposophische Musiktherapie.

Maria Schüppel ist am 27. Juni 2011 in Berlin verstorben.

Bassleier